The Network war ein anti-stalinistisches/anti-kommunistisches Informationsbulletin, das 1944 und 1945 von Ruth Fischer (1895-1961) mit Unterstützung von Adolph Weingarten herausgegeben wurde, ab 1945 stößt Langerhans, der zuvor schon Mitarbeiter war, offiziell als Herausgeber hinzu. The Network bricht ein Tabu, indem die Autoren — das dürften nahezu ausschließlich Fischer und Langerhans gewesen sein — den antifaschistischen Konsens der Emigration aufkündigen und den Antifaschismus als politisches Problem direkt attackieren — als Ticket, mit dem die Stalinisten politischen Einfluss nicht nur in Emigrationskreisen zu gewinnen trachten. Nach der ideologischen Niederlage des Faschismus und der militärischen Niederlage Deutschlands erhebe sich ein noch gefährlicheres Monster: die Herrschaft von Stalins Russland über Europa und Asien.
Der Anteil von gewichtigeren Analysen ist gering, hauptsächlich finden sich in den Ausgaben Länderberichte, in denen ein ungebremster Vormarsch stalinistischer Kräfte und der Roten Armee beschworen wird, und Denunziationen von vermeintlichen kommunistischen Einflussnehmern und Agenten in den USA. Vor allem letzteres empört die gesamte New Yorker Emigranten-Szene — ob kommunistisch, sozialdemokratisches, liberal oder unabhängig linksradikal. Dazu passt, dass The Network im engeren Sinne keine Zeitschrift war, denn das Blättchen (jedes Ausgabe umfasst bloß 16 bis 24 Seiten) ist de facto nicht für den öffentlichen Verkauf bestimmt gewesen, sondern landete wohl direkt in den Händen von FBI-Agenten. Ruth Fischers Engagement als Herausgeberin mit direktem Draht zum FBI dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass ihre Schriften aus dem Kanon der Linken verschwunden sind bzw. dort nie aufgenommen wurden, obwohl Fischers wissenschaftliches Werk gewichtig ist und unabhängig von ihrer tragischen Biographie und ihres wüsten Aktivismus Bestand hat. (Ausführlich über Fischer informiert: Mario Kessler, »Ruth Fischer. Ein Leben mit und gegen Kommunisten«, Köln Weimar Wien 2013, zu The Network und zu den New Yorker Affären s. Kapitel 7 »Kronzeugin der ›kommunistischen Verschwörung‹ [1941–1948]«). Auch Langerhans geriet über seine Mitarbeit in Isolation von alten Freunden und Weggefährten, Adorno etwa nahm sie ihm sehr übel. Andererseits war sie auch ein Alibi, das ihm, dem einst führenden kommunistischen Jugendfunktionär, aus dem antikommunistischen Furor der Nachkriegsjahre heraushielt — mehr schlecht als recht: Langerhans stand in der Nachkriegszeit unter FBI-Beobachtung, eine Naturalisierung wurde ihm verwehrt, in den 50er Jahren wurde ihm mehrfach seine Abschiebung angedroht, er durfte nicht nach Kanada einreisen, spätestens ab 1955 gab er es auf, sich dauerhaft in den USA zu etablieren und plante die Rückkehr nach Deutschland.
Die Beiträge in The Network sind nicht namentlich gekennzeichnet. Stil, Thematik und Gang der Analyse von »The Stalin-Crisis« lassen jedoch auf Heinz Langerhans als Autor schließen. Selbst wenn er nicht von ihm stammen sollte, ist zumindest davon auszugehen, dass der Text mit ihm erarbeitet wurde: Langerhans war ab 1944 als Leser, Lektor, Redakteur und auch Übersetzer an den meisten größeren und eigenständigen Texten Ruth Fischers beteiligt. »The Stalin-Crisis« ist eine der wenigen Analysen in The Network, die diesen Namen verdient und nicht das Motiv der antikommunistischen Paranoia bedient. Im Gegenteil: Die Analyse arbeitet eine Krise des Stalinismus heraus, die sich im grundlegenden Mechanismus seiner Terrorherrschaft – die Verwandlung von Arbeit in Zwangsarbeit — selbst ankündigt. Die These vom Umschlag eines totalitären Arbeitsregimes in seine (potentiell tödliche) Krise stammt genuin von Langerhans.