Quellenangabe: Leo Friedmann, , "Lenins Kampf gegen die philosophischen Kompromißler", in Der Atheist (Hg. von Theodor Hartwig), 1932, Heft 7, S.116;

Lebenslauf Leo Friedmann

Leo Friedmann, Journalist; geboren am 10. September 1905 in Ostpreußen, aufgewachsen in einer orthodox-jüdischen Familie in Königsberg. Besucht die Handelsschule und arbeitet in Königsberg als Rechtsanwaltsgehilfe, nach dem Ersten Weltkrieg KPD (Spartakusjugend), Jugend-Funktionär des Proletarischen Freidenkerverbandes, 1920 Bekanntschaft mit Max Sievers, dem Vorsitzenden des Deutschen Freidenker-Verbandes, Sievers avanciert in den nächsten Jahren zu einer Art Mentor Friedmanns. Bekanntschaft mit Hans Litten und Max Fürst, Kontakte zu dem deutsch-jüdischen Wanderbund Die Kameraden, Aufenthalte in der UdSSR. 1924 Austritt aus der KPD, schließt sich der Rest-USPD um Theodor Liebknecht an, 1925 o. 1926 SPD, ab 1926 journalistisch tätig vor allem für sozialdemokratische Presse, aktives Mitglied der Jungsozialisten, nimmt an theoretischen Debatten teil, Repräsentant des linken/linksradikalen Flügels, Bekanntschaft mit Helmut Wagner, enge Freundschaft mit Arkadij Gurland, dessen Schriften (»Der proletarische Klassenkampf in der Gegenwart«, »Marxismus und Diktatur«, »Das Heute der proletarischen Aktion«) in dieser Zeit theoretischer Fixstern für Friedmann sind. Mitarbeit an Der Freidenker (Organ des Deutschen Freidenkerverbandes), Der Atheist, Deutsche Republik, Urania, Marxistische Tribüne. Ist in der Volksbühnen-Bewegung aktiv und als Reisekader an der sozialdemokratischen/jungsozialistischen Basis unterwegs. 1929 Gaststudium in Heidelberg (Philosophie). Schreibt Feuilletons und Filmbesprechungen u.a. für den Berliner Börsen-Kurier, Volksbühne, Illustrierter Film-Kurier. Aktiv im »Gurland-Kreis«, der nach der Abspaltung der SAP und dem Tod Paul Levis die marxistische Opposition innerhalb der Sozialdemokratie vertritt. Bekanntschaft mit Heinz Langerhans 1931 in Berlin. Im März 1933 in Frankfurt vorübergehend inhaftiert, danach Illegalität, Flucht mit Hilfe Max Sievers‘ noch im gleichen Jahr nach Straßburg, später in Paris, 1934 in Prag, (mutmaßlich) Mitarbeiter an den Deutschlandberichten der Exil-SPD und dem Theorieorgan »Zeitschrift für Sozialismus«, Anfang 1937 nach Brüssel, Redakteur und wichtigster Autor von »Freies Deutschland« (Herausgegeben von Max Sievers), Hauptautor der Schriftenreihe des Freien Deutschland, schreibt mit Max Sievers das Buch »Unser Kampf gegen das Dritte Reich. Von der nazistischen Diktatur zur sozialistischen Demokratie« (Stockholm 1939). Fortsetzung der engen Zusammenarbeit mit Arkadij Gurland. Erarbeitet ein Programm des dezidierten Rätesozialismus des Rätesozialismus und der Neubegründung der Arbeiterbewegung »von unten« (Neo-Luxemburgismus). 1939 Wiederbegegnung mit Langerhans, enge Freundschaft. 1940 Flucht mit Langerhans aus Brüssel, gemeinsame Internierung in Südfrankreich. 1942 Flucht in die USA, New York, dort Wiederaufnahme der engen Zusammenarbeit mit Langerhans, verfassen gemeinsam Thesen und Essays (bis 1944). Ab 1944: Resignation und Rückzug von politisch-publizistischen Projekten. Lässt sich als Drucker ausbilden, arbeitet in einer Siebdruckwerkstatt, nach einem Arbeitsunfall bis zur Pensionierung als Wirtschaftsprüfer tätig. Schreibt für die Schublade, etwa: »Wirtschaftskrise ohne Eigenschaften? Das ›Wunder‹ der USA-Wirtschaft nach dem New Deal«. (1954) Mit der Rückkehr Langerhans’ nach Deutschland endet ihre Freundschaft (1956). Kommt 1968 über seinen Sohn in Kontakt mit radikalen Studenten, ist von der 68er-Bewegung begeistert und schreibt unter Pseudonym für »Justice«, die Studierendenzeitschrift der Brandeis University, verfasst ein theoretisches Hauptwerk über Postindustrialismus und Totalitarismus, das von Verlagen abgelehnt wird und heute als verschollen gilt. In den 70er Jahren Mitarbeit an der linkskatholischen Zeitschrift »Commonweal«. Siedelt 1977 nach East Quogue/N.Y. um, wieder Kontakte nach Deutschland, verfasst 1980 auf Bitten der Exilforscherin Lieselotte Maas ein umfangreiches Memoir und eine Zusammenfassung seiner theoretischen Einsichten (nicht publiziert, die Schriften werden im Exil-Archiv der Frankfurter Nationalbibliothek aufbewahrt). Leo Friedmann stirbt am 24. November 1992 in einem Altersheim in New Haven, Connecticut.

 

(Die Angaben beruhen auf dem Eintrag in »Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration, Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben«, München 1980, S.200; auf mündlichen Angaben von Michael Friedmann und Larry Hirschhorn und Leo Friedmanns Selbstzeugnissen.)